Hallo mal wieder!
Ihr lieben, bitte verzeiht mir, dass ich euch so lange nicht auf dem Laufenden gehalten habe! Es ist schlicht und ergreifend nichts aufregendes passiert. :P

Abgesehen davon, dass ich die erste richtig unangenehme Aufgabe als managerin erfüllen musste. Wir hatten längere Zeit einen Mitbewohner hier, der anfangs auch echt ok war. Viele wussten zwar nicht so recht, was sie von ihm halten sollten, aber echte Beschwerden gab es keine. In der letzten Zeit war er immer öfter echt seltsam drauf, als wäre er entweder echt besoffen oder unter anderen Drogen. Dann hat er auch angefangen, Leuten davon zu erzählen, dass er auf die Lösung aller Probleme gekommen ist. Irgendwelche (pharmazeutischen?) Chemikalien, die aber noch nicht getestet sind und deshalb gibt es anscheinend auch noch keine Gesetze, die sie verbieten. (http://en.wikipedia.org/wiki/Methoxetamine) Dadurch wurde er immer öfter extrem unberechenbar, aggressiv und echt nervig.

Da wir momentan sogar überbelegt waren im Haus, waren sich eigentlich alle einig, dass er ausziehen muss, da er nicht mal "member" war sondern nur Hosteller. Das war schwieriger als gedacht! Wo er doch sonst immer mehr als freundlich zu mir war, fand er mich dann plötzlich ziemlich kacke, als ich am Tag seines Auszugs (von dem er schon ca. 1,5 Wochen gewusst hatte) auf seinen Auszug bestanden habe. Das war auch eine sehr faszinierende Erfahrung auf der Liste der Erfahrungen, die ich lieber nicht gemacht hätte. Er hat dann im Endeffekt alle angebrüllt und aufs äußerste beschimpft, allen voran mich (weil ich war ja Schuld ;) ). Ach je... und bis er dann endlich weg war hat bis 8 Uhr am nächsten Morgen gedauert. Die Moral von der Geschicht: harte Drogen sind scheiße.

Jetzt ist er weg, aber Frieden ist hier deshalb nicht eingekehrt. Momentan sind hier irgendwie alle miteinander auf Kriegsfuß und housemeetings sind einfach nur unerträglich geworden. Ich hab mir schon überlegt, einfach nicht mehr hinzugehen ;) das einzige, was dem im Weg stehen könnte wäre, dass ich ja als managerin Moderatorin bin :P uff.

Aber wenn man versucht, alles mit herzlicher Gleichgültigkeit zu betrachten ist's ok. Ich mein, natürlich kein Idealzustand. Aber wenn ich zur Zeit schon keine positiven Gefühle vermittelt bekomme im Haus, dann zumindest keine negativen mehr. Dafür bin ich nicht hier. Außerdem bin ich generell für Pazifismus, auch verbal gesehn. Ich kann mit so viel negativer Energie gar nicht umgehen, weil ich den Sinn darin nicht sehen kann.

Aber jetzt zu den guten Neuigkeiten: ich habe weder eine Nierenentzündung noch Pfeiffersches Drüsenfieber! Das war nämlich mein Verdacht. Ich hatte seit längerem arge Rückenschmerzen in der Nierengegend und meine Lymphknoten sind angeschwollen. Außerdem könnte ich den ganzen Tag schlafen und hab Halsweh... Was den Verdacht noch erschwert hat war, dass hier im Haus drei Mitbewohner Pfeiffersches Drüsenfieber haben/ hatten. Dann war ich am Freitag beim Arzt und hab mich mal durchchecken lassen. Aber grade hab ich eine e-mail bekommen (ja, Ärzte schreiben hier e-mails und ja, auch sonntags ;) ), dass mein Test negativ ausgefallen ist. Das ist superb, da ich nur 2 Wochen hab um gesund zu werden!! In 2 Wochen gehts raus aus der Realität und ab nach Hawaii :) ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich freue!!! Nach 7 Monaten Texas scheint die Vorstellung von Sandstrand und Meer mehr als paradiesisch! ;)

Gestern war ein spannender und extrem anstrengender Tag! Wir (Roman, ich und zwei Kommilitonen, Jane und Hank) sind mit unserem Professor nach Converse bei San Antonio gefahren, um linguistische Interviews zu führen. Das Ganze war für unser Texas German Projekt, und der anstrengende Teil ist das Alter der Zielgruppe: die meisten so zwischen 80 und 100 und nicht mehr im Vollbesitz ihres Seh- und Hörvermögens! Der Professor meinte, dass für Hörgeschädigte die Frequenz weiblicher Stimmen noch weniger wahrnehmbar ist. Das heißt, ich hab alles ca. 3 Mal wiederholen müssen und hab die meiste Zeit fast geschrien, damit meine Fragen überhaupt verstanden wurden :P

Aber es war echt total interessant... ich habe zwei sehr faszinierende Menschen interviewt. Janie, 62, die nur bis zu ihrem 3 Lebensjahr aktiv Texasdeutsch gesprochen hat und sich an erstaunlich vieles erinnert hat, was sie selbst nicht erwartet hatte. Sie hat zwar noch gut gehört, hatte aber die Aufmerksamkeitsspanne eines Eichhörnchens, was alles extreeeem in die Länge gezogen hat ;)

Und Irene, 95, mit der ich mich unterhalten konnte wie mit einer Deutschen. Das war echt der Hammer... sie hat einfach ihr ganzes Leben lang mit ihrer Familie und ihren Freunden nur Deutsch gesprochen. Wir haben den älteren Herrschaften immer wieder eine Pause angeboten, aber als Antwort kam immer nur "Hm? Wieso denn? Weiter geht's!" und ich glaube, ich war am Ende mehr geschlaucht als jeder über 90-jährige :D

Ich wünsche euch erst mal einen guten Start in die neue Woche. Hoffentlich kommt der Frühling bald zu euch.. hier weiß man noch nicht so recht, was los ist. Die Temperaturen schwanken zwischen 12 und 30°C tagsüber.. ;) Texas!

Ich denk an euch.

Macht's gut!